Aktuelles von der SPD Jüchen

„Talk auf dem Roten Sofa“: Bürokratie und geringeres Angebot erschweren die Arbeit der Tafel

Wolfgang Norf (Mitte) mit den beiden Ortsvereinsvorsitzenden Anna Strohbach und Norbert John. (Foto: Birgit John)

Jede Menge Herzblut, eine soziale Ader und viel Organisationstalent: Das sind drei Voraussetzungen für die wichtige Arbeit der „Tafeln“. Wie die Lebensmittelausgabe an Menschen in Not und mit wenig Geld in Jüchen funktioniert und welche Aufgaben damit verbunden sind, darüber berichtete Wolfgang Norf beim „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen. Der Vorsitzende des Vereins Existenzhilfe e.V. verantwortet und organisiert mit rund 100 Mitstreitern die Tafeln in Grevenbroich und Jüchen – im launigen Gespräch plauderte er auf dem Roten Sofa über die fordernde Vereinsarbeit und gab auch Ansichten zu Privatem und Politischem preis.

„Die Armut wird weiter zunehmen. Ich bin der Überzeugung, dass wir in Deutschland dahin steuern werden, dass es genau wie in Amerika nur noch zwei Klassen gibt, und zwar Arm und Reich. Der Mittelstand wird irgendwann verschwinden“, ist Wolfgang Norf für die gesellschaftliche Entwicklung hierzulande eher pessimistisch, wobei er vor allem eine Gruppe im Blick hat: „Was mir sehr, sehr viel Sorgen macht, ist die steigende Altersarmut. Und die wird jetzt nicht abrupt aufhören, sondern sie wird steigen – und da muss man eigentlich entgegenwirken.“

Ältere Menschen mit sehr knappem Budget kommen laut Wolfgang Norf „aus Stolz und Scham“ eher selten zur Tafel, obwohl sie durchaus Anspruch auf günstige Lebensmittel hätten. „Aber diese Menschen wollen oftmals einfach nicht zu uns.“

Dabei fänden sie ebenso wie die aktuell rund 1400 Kundinnen und Kunden bei den Tafeln in Grevenbroich und Jüchen ein breites und attraktives Angebot. Für einen Euro Gebühr und mit dem obligatorischen Berechtigungsausweis steht Woche für Woche ein breites Sortiment bereit – von Frischeprodukten über Milch und Käse, Obst und Gemüse bis hin zu haltbaren Lebensmitteln. Auch eine große Kleiderkammer öffnet in Grevenbroich während der Öffnungszeiten ihre Türen.

In Etappen werden die Kundinnen und Kunden immer dienstags und freitags zu den Ausgabezeiten von 14 bis 17 Uhr empfangen: in Jüchen in Räumen an der Rektor-Thoma-Straße 9, die der Existenzhilfe von der Stadt mietfrei zur Verfügung gestellt werden.

Die Waren, die für den Müll bestimmt, aber noch gut und genießbar sind, stammen von rund 120 Supermärkten und Händlern in der Region. In Grevenbroich, Jüchen und Rommerskirchen fahren die Mitarbeitenden jeden Tag mit vier Fahrzeugen raus und holen in festen Routen Lebensmittel ab. Ein Knackpunkt dabei sind die Fahrzeugbesatzungen: „Wir suchen eigentlich immer dringend Fahrer und Beifahrer, die für uns ein paar Stunden übrig haben. Und jede Stunde hilft“, legt Wolfgang Norf den Finger in eine Wunde.

Noch mehr Sorgen bereitet dem Vereinsvorsitzenden die überbordende Bürokratie: „Man verwaltet sich zu Tode, sei es fürs Finanzamt, für den Bundesverband, fürs Jobcenter oder andere Stellen. im Augenblick besteht mein Arbeitsalltag bei der Tafel aus 30 bis 40 Wochenstunden Papier von links nach rechts stapeln, knicken, lochen, abheften und irgendwelche Berichterstattungen und Berichte verfassen sowie Rede und Antwort stehen für Organisationen, für Ämter und so weiter. Das ist sehr unbefriedigend. Also ich möchte lieber wieder an die Front zurück.“

Denn die eigentliche Arbeit findet Wolfgang Norf ebenso wichtig wie persönlich befriedigend: „Wirtschaft und die Arbeit in Konzernen sind große Themen in meinem Leben gewesen, aber da wollte ich ja raus und ich wollte mit Menschen arbeiten. Deshalb haben wir mit sieben Personen vor rund 20 Jahren den Verein gegründet.“

Sehr zufrieden ist der 68-Jährige nicht nur mit dem enormen Engagement der rund 100 Ehrenamtlichen der Existenzhilfe, sondern auch mit dem Umfeld: „Mit dem Verein in Grevenbroich und Jüchen stehen wir ganz gut da. Wir werden sehr tatkräftig  unterstützt, von der Wirtschaft ebenso wie von der lokalen Politik und, wenn auch eingeschränkt, vom Land.“

Allerdings sind die Perspektiven der Tafeln nicht ungetrübt: „Die Kapazitäten sind irgendwann erschöpft, weil die Spanne zwischen der Bedürftigkeit unserer Kunden und dem Zufluss an Lebensmitteln durch den Einzelhandel immer weiter auseinandergeht. Wir bekommen immer mehr Kunden, aber immer weniger Lebensmittel. Das hängt auch damit zusammen, dass die Lebensmittelpreise in den letzten Jahren enorm angezogen haben und die Lebensmittelhändler ihren Einkauf ganz anders gestalten.“ Deshalb ist die Existenzhilfe mehr denn je auf Beistand angewiesen – durch fördernde Mitglieder ebenso wie durch tatkräftige Ehrenamtler.

Für den kurzweiligen Abend war Wolfgang Norf der Dank der beiden moderierenden SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Anna Strohbach und Norbert John ebenso gewiss wie der Gäste im gut besuchten „Roten Salon“. Dieser wird am Dienstag, 21. Januar Schauplatz des ersten öffentlichen Auftritts des kürzlich nominierten SPD-Bürgermeisterkandidaten Philipp Sieben, der sich um 19 Uhr beim nächsten „Talk auf dem Roten Sofa“ den Fragen stellen wird.

„Auf Treibsand gebaut“: SPD Jüchen stimmt gegen den städtischen Haushalt für das Jahr 2025

Die Jüchener SPD hat bei der Abstimmung im Jüchener Stadtrat gegen den städtischen Haushalt für 2025 gestimmt. Nach Meinung der Oppositionspartei beruht das Zahlenwerk auf wenig fundierten Annahmen: „Dieser Haushalt ist auf Sand gebaut! Auf Treibsand, um es genau zu sagen“, monierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert John in seiner Haushaltsrede. Die Sozialdemokraten stören sich nicht zuletzt daran, dass die Jüchener Schulden weiter wachsen, ohne dass die Verwaltung und die Mehrheitsfraktionen Initiativen zur Verbesserung der finanziellen Lage entwickeln.

Mit einem Defizit von rund 2,3 Millionen Euro weist der Jüchener Haushalt erneut ein deutliches Defizit auf. Damit erhöht sich die Schuldenlast der Stadt weiter. Hinzu kommen enorme Investitionen in den nächsten Jahren, sodass die Pro-Kopf-Verschuldung in Jüchen nach Berechnung der SPD bald die Grenze von 6.000 Euro überschreiten wird – mehr als doppelt so hoch wie der NRW-Landesdurchschnitt. „Da winkt uns ein Spitzenplatz in NRW, auf den ich gern verzichtet hätte“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert John.

Die Kritik der SPD richtet sich weniger gegen die geplanten Investitionen, die größtenteils von der Partei mitgetragen werden. Die Sozialdemokraten stört vielmehr die Ideenarmut von Verwaltung und der Ratsmehrheit aus CDU und FDP: „Wann legen Sie los? Wann kommen die strukturellen Verbesserungen, die zündenden Initiativen, die innovativen Wege, die Jüchen aus der Misere helfen? Worauf warten Sie noch? Einzig und allein auf eine Altschuldenregelung zu hoffen, kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein“, sagte Fraktionschef John in seiner Rede vor der Abstimmung über den Haushalt, in der die SPD als einzige Fraktion gegen den Etat votierte.

Ein weiterer Kritikpunkt der SPD bezieht sich auf die Tatsache, dass in den Haushalt 2025 ein fiktiver Betrag eingerechnet wurde, der nach Ansicht der SPD lediglich auf einer Annahme bzw. einem Wunsch beruht: dem Ansinnen an den Rhein-Kreis Neuss, dass dieser durch die Einbeziehung eines „globalen Minderaufwands“ die Belastung durch die Kreisumlage für Jüchen verringert. Da jedoch der Kreis dazu bisher keine Bereitschaft hat erkennen lassen und zudem erst im März den Kreishaushalt verabschieden lässt, droht der Stadt Jüchen nach Meinung der SPD bereits im Frühjahr die Haushaltssicherung. „Damit würden wir praktisch unseren gesamten Gestaltungsspielraum verlieren“, so Norbert John. Er appellierte zudem an die Jüchener Verantwortlichen, nicht ständig die Schuld für die Misere bei anderen zu suchen: „Wir sind gern zur Zusammenarbeit bereit – aber für die Probleme, die Sie sich in Jahren und Jahrzehnten Mehrheit hier in Jüchen eingehandelt haben, erwarten die Bürgerinnen und Bürger von IHNEN Lösungen. Wer nur nach Schuldigen sucht, vertagt Lösungen.“

Die Haushaltsrede findet man hier: http://www.spd-juechen.de/wp-content/spd-daten/2024/12/Haushaltsrede-25_SPD-Juechen.pdf

SPD Jüchen nominiert 38-jährigen Verwaltungsfachmann Philipp Sieben einstimmig als Bürgermeisterkandidat

In der Bildmitte: Bürgermeisterkandidat Philipp Sieben, flankiert von den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Anna Strohbach und Norbert John vor dem Jüchener Rathaus.

Philipp Sieben soll nach dem Willen der SPD neuer Bürgermeister in Jüchen werden. Der Vorstand des Ortsvereins nominierte den 38-jährigen parteilosen Verwaltungsfachmann einstimmig zu seinem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr. Am 14. September 2025 werden die Jüchenerinnen und Jüchener über die Besetzung des höchsten Amts in der Stadt ebenso abstimmen wie über die Zusammensetzung des Stadtrats, in den die SPD mit einer starken und verjüngten Fraktion einziehen will.

„Ich danke dem Vorstand der Jüchener SPD für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich werde alles daransetzen, dass wir gemeinsam Erfolg haben. Jüchen braucht frischen Wind, und gemeinsam mit der SPD stehe ich für neue Wege und bessere Lösungen für unsere Heimatstadt“, erklärte Philipp Sieben nach seiner Nominierung, die demnächst noch von einer Mitgliederversammlung der örtlichen SPD bestätigt werden soll.

Philipp Sieben ist zum einen in Jüchen fest verwurzelt, zum anderen verfügt er über langjährige und breite Erfahrung in der Verwaltung. Als gebürtiger Otzenrather machte er die Umsiedlung mit und wohnt heute nach kurzen Abstechern in andere Städte wieder in seinem nunmehr umgesiedelten Heimatort.

Nach dem Abitur am Gymnasium Odenkirchen schlug der 38-Jährige die Verwaltungslaufbahn ein – zunächst zur Ausbildung in der Kreisverwaltung Heinsberg. Anschließend arbeitete er sechs Jahre im Ordnungs- und Liegenschaftsamt der damaligen Gemeinde Jüchen, ehe er weitere Erfahrungen als Fachbereichsleiter in den Stadtverwaltungen von Hemer und Tönisvorst sowie im Kultur- und Wissenschaftsministerium des Landes NRW sammelte. Aktuell wirkt Philipp Sieben als Regierungsdirektor und Hauptdezernent im Dezernat 20 in der Bezirksregierung Köln, wo er rund 70 Mitarbeitenden vorsteht.

Seine reichhaltige und breit aufgestellte Expertise in der Verwaltung will der SPD-Bürgermeisterkandidat auch in Jüchen einbringen: „In Jüchen muss sich einiges ändern und besser werden. Ich möchte gemeinsam mit der SPD eine Alternative zu den seit Langem bestehenden Verhältnissen entwickeln.“

Philipp Sieben und die Jüchener SPD haben in zahlreichen Sitzungen und Gesprächen eine große Schnittmenge an Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. In erster Linie zählt dazu eine verbesserte Gesprächskultur und Dialogbereitschaft in der Stadt. Um in den Austausch zu kommen, hat sich der parteilose Bürgermeisterkandidat daher auch bereits bei den übrigen demokratischen Ratsfraktionen vorgestellt.

Ein Schwerpunkt der Arbeit für die SPD und ihren Bürgermeisterkandidaten wird darin liegen, das Wahlprogramm zu finalisieren. Bereits seit über einem Jahr arbeitet die Partei an ihren Zielen , mit denen sie sich zur Wahl stellen will. Vollkommen einig ist sich die SPD dabei mit ihrem Kandidaten, dass ein Fokus ihrer Politik auf dem Wohl von Familien liegen wird – als Familienvater einer zweijährigen Tochter liegt Philipp Sieben dieses Thema besonders am Herzen. Weitere Schwerpunkte setzen die Akteure zudem in den Bereichen Mobilität und Verkehr, Wohnraum, Lebens- und Aufenthaltsqualität, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie der Sanierung der städtischen Finanzen. Zusammen mit den SPD-Kandidierenden für den Rat wird das Programm im Frühjahr vorgestellt.

„Wir sehen große Chancen für unsere Stadt, wenn man endlich neue Wege beschreitet und mit den Menschen in Jüchen in einen ernsthaften Dialog tritt. Philipp Sieben ist dafür genau der richtige Kandidat“, sagt die Co-Vorsitzender der Jüchener SPD, Anna Strohbach. Ihr Mitstreiter im Vorsitzendenamt Norbert John ergänzt: „Wir treten als SPD und mit Philipp Sieben an, um die jahrzehntelange Alleinherrschaft in Jüchen zu beenden. Politik lebt von Alternativen und vom Wechsel. Diese Zeit ist unserer Ansicht nach in Jüchen gekommen.“

Im beliebten Dialogformat „Talk auf dem Roten Sofa“ wird sich Philipp Sieben demnächst allen Fragen stellen: Am Dienstag, 21. Januar 2025 kommt der potenzielle neue Jüchener Bürgermeister in den „Roten Salon“ der SPD Jüchen an der Odenkirchener Straße 26.

„Sind kein einfacher Nachbar“: Tagebauleiter Dr. Markus Kosma bezieht beim „Talk auf dem Roten Sofa“ Stellung

„Uns ist bewusst, dass wir kein einfacher Nachbar sind. Ich kann nur versichern, dass wir alles tun, um die Belästigungen so gering wie möglich zu halten – wir arbeiten hier immer weiter an Verbesserungen.“ Dr. Markus Kosma, bei RWE Power als Leiter für den Tagebau Garzweiler zuständig, bezog beim „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen Stellung zu einer Vielzahl an Themen rund um Braunkohle und Energie. Der 53-Jährige Manager blieb dabei im „Roten Salon“ an der Odenkirchener Straße auch zu kritischen Fragen, Problemen und Zukunftsentwicklungen keine Antwort schuldig.

Im Zusammenhang mit dem Tagebau Garzweiler und der Energieversorgung ergaben sich für die SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Anna-Lisa Strohbach und Norbert John beim „Talk auf dem Roten Sofa“ eine Menge Fragestellungen, mit denen sie Dr. Markus Kosma konfrontierten. Auch die Gäste im vollbesetzten „Roten Salon“ löcherten den RWE-Verantwortlichen ausgiebig, sodass die Veranstaltung erst nach zweieinhalb Stunden zu Ende ging.

Die Zeit nutzten die SPD-Gastgeber und Dr. Kosma für einen intensiven Austausch. Der Gast konnte dabei aus seinem reichen Fundus an Erfahrung und Wissen schöpfen, ist er doch bereits seit 1998 für den RWE-Konzern bzw. die frühere Rheinbraun tätig. Aktuell leitet der promovierte Bergbauingenieur aus seinem Büro in Grevenbroich-Frimmersdorf den Tagebau Garzweiler – ab 1. April 2025 fungiert er als Spartenleiter für Braunkohlenentwicklung in der Planungs- und Genehmigungsabteilung von RWE Power und somit als einer der Hauptakteure für die Zeit nach den Tagebauen.

Beim Thema Zukunft kamen selbstverständlich die Arbeitsplätze zur Sprache. Derzeit sind noch rund 1000 Menschen im Tagebau Garzweiler beschäftigt – nach dem Ende der Braunkohlegewinnung im Jahr 2030 bzw. 2033 werden es deutlich weniger werden, aber: „RWE bleibt ein Stromerzeuger, aber nicht mehr aus fossilen Energieträgern, sondern aus erneuerbaren Quellen“, deutete Dr. Kosma Perspektiven für die Belegschaft an und formulierte zudem Wünsche an die Politik: „Wir brauchen mehr Stabilität und ich wünsche mir Rahmenbedingungen, an denen sich Gesellschaft und Unternehmen ausrichten können. Das darf nicht an Wahlperioden orientiert sein.“

 Neben der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien befasst sich RWE im „Rheinischen Revier“ intensiv mit der zeitlich ambitionierten Planung von Ersatz für die Braunkohlekraftwerke: „Das ist noch zu schaffen. Wir gehen dabei auch in Vorleistung, wie beim geplanten wasserstofffähigen Gaskraftwerk in Weisweiler. Aber wir brauchen schnelle Entscheidungen und Stabilität, denn wir wollen ja investieren.“ Schließlich wird weiterhin eine Menge Strom benötigt: „Es ist kein Zufall, dass sich energieintensive Industrien im Rhein-Kreis Neuss angesiedelt haben, wie Chemie oder Aluminiumherstellung.“

Neben Themen wie Staub und Lärm im Zusammenhang mit dem Tagebau äußerte sich Dr. Markus Kosma auch zu weiteren für Jüchen relevanten Problemen, wie der verzögerten Verfüllung des „östlichen Restlochs“: „Wir hätten uns auch eine andere Tagebauentwicklung gewünscht. Das war eine Abwägung von verschiedenen Prioritäten und Interessenlagen. Die Randbedingungen haben es nicht hergegeben, dass wir das in dem ursprünglich geplanten Zeitraum schaffen konnten. Wir werden die Verfüllung jetzt bis 2030 realisieren.“

Der RWE-Manager blickte beim „Talk auf dem Roten Sofa“ jedoch noch weiter voraus: „2036 wird es im Tagebau Garzweiler heißen: Wasser marsch! Dafür wird jetzt die Rheinwassertransportleitung gebaut. Ein Großteil des gepumpten Wassers versickert dabei und füllt den Grundwasserspiegel auf. Aber die Zeiträume sind schon ziemlich lang.“

Zufrieden zeigte sich Dr. Kosma mit den Akteuren vor Ort: „Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden funktioniert gut. Aber wir sehen bei uns wie bei den Behörden angesichts der Vielzahl an Verfahren eine enorm hohe Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung. Das bleibt nicht ohne Wirkung, wenn sie durch den vorgezogenen Kohleausstieg auf einmal alles parallel machen müssen.“ An seiner Position hat der Tagebauleiter weiterhin viel Freude: „Das Schönste an meinem Job ist, dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe: ob das die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb sind oder die Menschen in Behörden, Gesellschaft und Politik. Diese Vielseitigkeit reizt mich am meisten.“

Den nächsten „Talk auf dem Roten Sofa“ werden dann wieder ganz andere Themen beherrschen: Am Mittwoch, 18. Dezember, 19 Uhr kommt Wolfgang Norf in den „Roten Salon“. Der Vorsitzende des Vereins Existenzhilfe e.V. verantwortet mit seinen Mitstreitern unter anderem die „Jüchener Tafel“.

Mitgliederversammlung am 25.11.: Bundestagskandidatin Ina Spanier-Oppermann kommt zur SPD Jüchen

Vor wenigen Tagen wurde Ina Spanier-Oppermann von den SPD-Kreisvorständen in Neuss und Krefeld als Kandidatin im Bundestagswahlkreis 109 nominiert, zu dem auch Jüchen zählt. Als eine ihrer ersten „Amtshandlungen“ kommt die erfahrene Landes- und Kommunalpolitikerin nach Jüchen: Ina Spanier-Oppermann stellt sich am Montag, 25. November in der Mitgliederversammlung vor, zu der sich der SPD-Ortsverein Jüchen ab 19.30 Uhr im Landgasthof Kelzenberg versammelt. Thematisch passend dazu wählen die Mitglieder an diesem Abend ihre Delegierten für die kommenden Wahlparteitage zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 und diskutieren über den städtischen Haushalt für das nächste Jahr.

Mit einem einstimmigen Votum statteten die Vorstände der SPD in Krefeld und im Rhein-Kreis Neuss Ina Spanier-Oppermann als Kandidatin für den Wahlkreis 109 (Krefeld I/Neuss II) aus. Sie wirbt damit um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler in Jüchen, Korschenbroich, Kaarst und Meerbusch sowie im Süden und Westen von Krefeld.

Die SPD-Politikerin aus Fischeln war von 2012 bis 2022 Mitglied des Landtags und ist schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Krefelder Stadtrat. Ina Spanier-Oppermann ist außerdem Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der NRW-SPD. Neben ihrer politischen Arbeit verfügt sie über langjährige Erfahrung in der freien Wirtschaft und war viele Jahre Betriebsratsvorsitzende.

In der Mitgliederversammlung der örtlichen SPD am 25.11. stellt sich die 62-Jährige den Jüchener Genossinnen und Genossen vor, die auch direkt über ihre endgültige Nominierung als Bundestagskandidatin mitbestimmen können. Denn auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stehen unter anderem Delegiertenwahlen für die Parteitage, auf denen in Kürze die Wahlkreiskandidaturen und die NRW-Landesliste festgelegt werden.

Darüber hinaus möchten sich die SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Anna-Lisa Strohbach und Norbert John sowie der weitere Vorstand im Landgasthof Kelzenberg mit den Mitgliedern zum einen über die aktuelle Situation in der Bundespolitik austauschen als auch die Mitglieder über den Jüchener Haushalt 2025 informieren und darüber mit ihnen diskutieren.

Zum zweiten Mal parteiübergreifende Aktion zum 9. November: Jüchener Parteien reinigen wieder Stolpersteine

Mitglieder der demokratischen Parteien in Jüchen beim Reinigen der Stolpersteine.

Nach der geglückten Premiere im Vorjahr haben die fünf im Jüchener Stadtrat vertretenen demokratischen Parteien erneut in einer gemeinschaftlichen Aktion die in Jüchen verlegten Stolpersteine gereinigt – und damit ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt. CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und FWG waren rund um den 9. November auf den Jüchener Straßen unterwegs, um die Steine wieder zum Glänzen zu bringen, die in Erinnerung an während des „Dritten Reichs“ ermordete, verfolgte und vertriebene Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens verlegt worden sind. Die Parteien haben vereinbart, die Stolpersteine auch weiterhin jedes Jahr im Zusammenhang mit dem Gedenktag der Pogromnacht 1938 zu reinigen.

Gut 60 Steine an mehr als 20 Standorten stehen in Jüchen dafür, dass die Erinnerung an frühere Bewohnerinnen und Bewohner jüdischen Glaubens wachbleibt. Maßgeblich initiiert wurde die Verlegung der Stolpersteine durch eine Projektarbeit der früheren Realschule Jüchen. Dank dieser Initiative verlegte 2013 der Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine mit den kleinen Messingplatten in Jüchen – unterstützt vom städtischen Bauhof.

Für die Vertreter der fünf demokratischen Ratsparteien war es deshalb hilfreich, dass Initiatoren des damaligen Projekts ihnen im Vorfeld der Reinigungsaktion mit Rat und Tat zur Seite standen. Eine Liste der zu putzenden Steine wurde dabei ebenso geteilt wie Tipps für die besten Reinigungsmittel.

Nachdem sich die Parteien schnell einig waren, wer für welche Steine zuständig ist, befreiten die Teams der Parteien rund um den geschichtsträchtigen 9. November die Stolpersteine von der über das Jahr entstandenen Verschmutzung. So erhielten sämtliche Steine auf den Jüchener Straßen neuen Glanz und können auf diese Weise ihrer Erinnerungsfunktion wieder besser nachkommen. An einigen Standorten werden zudem Steine weiterhin von Anwohnern oder Nachkommen der Opfer gepflegt.

Die an der Reinigung Beteiligten freuen sich, erneut ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt zu haben – verbunden mit einem Statement gegen Antisemitismus, Gewalt und Rechtsradikalismus, das nicht zuletzt an die eindrucksvolle Demonstration im Frühjahr in Jüchen anknüpft.

Die Vertreter der fünf Parteien sind sich zudem einig, auch im kommenden Jahr im Zusammenhang mit dem 9. November die Stolpersteine in Jüchen zu reinigen – gern auch weiterhin gemeinsam mit engagierten Jüchenerinnen und Jüchenern ohne Parteizugehörigkeit.