Unternehmer Markus Hamacher redet beim „Talk auf dem Roten Sofa“ Klartext über Bahnhöfe und „Elterntaxis“

Unternehmer Markus Hamacher (links) und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Norbert John. (Foto: Birgit John)

Interessante Einblicke in die Ansichten und Handlungsweisen eines Unternehmers sammelten die Besucher beim jüngsten „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen: Markus Hamacher, Geschäftsführer der Jüchener Betriebe ELN Systems GmbH und Kraftverkehr H. Gerresheim GmbH & Co. KG, plauderte im „Roten Salon“ an der Odenkirchener Straße über die Herausforderungen der lokalen und regionalen Wirtschaft – und hielt auch bei brisanten Themen nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg, etwa bei den berüchtigten „Elterntaxis“ oder den Jüchener Bahnhöfen.

„Du musst brennen für das, was du tust. Sonst lässt man es besser. Du musst mit Leidenschaft dabei sein, sonst macht es in meinen Augen nicht viel Sinn.“ Markus Hamacher hatte aus der Erfahrung seines jahrzehntelangen Berufslebens einen wichtigen Rat für junge Menschen, die sich als Unternehmer versuchen wollen. Schließlich konnte der 58-jährige Jüchener bereits im Autohandel, bei der international renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC sowie aktuell bei ELN Systems und Kraftverkehr Gerresheim umfangreiche Erfahrungen in Führungspositionen sammeln.

Während er beim lokalen Mobilitätsunternehmer Kraftverkehr H. Gerresheim unter anderem die Buslinien in Jüchen verantwortet, fungiert ELN Systems mit Sitz an der Riekestraße als bundesweit tätiger IT-Dienstleister und Betreiber eines bedeutenden Internet-Marktplatzes des freien Autohandels. Rund 800 Autohändler können dabei ständig auf etwa 35.000 bis 40.000 Autos zurückgreifen, betreut von 25 Mitarbeitenden bei ELN Systems. Für Kraftverkehr H. Gerresheim wiederum sind derzeit etwa 40 Männer und Frauen tätig.

Ist es für Markus Hamacher denn schwer, Mitarbeitende zu gewinnen? „Bei den Bussen ist Fahrermangel generell ein Riesenproblem – man findet kaum Personal.“ Und bei ELN Systems? „Wenn du in Jüchen sitzt und hast eine kleine Firma, bist du nicht unbedingt so sexy für einen jungen Softwareentwickler, der gerade frisch von der Uni kommt und technisch fit ist. Der geht vielleicht lieber nach Köln oder in Berlin zu einem hippen Start-up – selbst wenn er da nicht mehr verdient“, beschreibt der Geschäftsführer die Herausforderungen seines Unternehmens.

Punkten kann er hingegen mit einem angenehmen, familiären Betriebsklima und der Möglichkeit, Homeoffice in großem Umfang zu nutzen. Markus Hamacher vertraut seinen Mitarbeitenden so weit wie möglich: „Wenn ich so ein schlechtes Menschenbild habe und ich der Meinung bin, dass alle mich eigentlich nur besch… wollen, dann ist man, glaube ich, ein sehr unglücklicher Mensch.“

Auch den Standort Jüchen sieht Hamacher grundsätzlich positiv: „Ich betrachte mich als lokalpatriotischen Unternehmer. Das bedeutet, dass ich gern hier in Jüchen arbeite und es mich sehr freut, wenn sich die Stadt positiv entwickelt. Ich bin froh über jede Firmenansiedlung in Jüchen. Aber ich würde mir wünschen, dass wir hier mehr kaufmännische Arbeitsplätze hätten. Außerdem fände ich es gut, wenn man so eine Art Lotse für die Unternehmen installieren könnte, auch für Leute, die sich potenziell neu ansiedeln wollen.“

Wenig angetan ist der Unternehmer von einigen Aspekten der Mobilität in Jüchen – zum Beispiel die Bahnhöfe: „Die Bahnhöfe in Jüchen und Hochneukirch finde ich eine totale Vollkatastrophe. Ein Thema, das überhaupt nicht geht. Auch die Tatsache, dass wir mit unseren Bussen nicht zum Jüchener Bahnhof fahren können, ist sehr schlecht. Von der Anbindung her ist das wirklich eine Zumutung. Ich habe Mitarbeiter, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Die tun mir alle leid, muss ich ehrlich sagen“, redete er Klartext vor den Gästen, unter ihnen der SPD-Bürgermeisterkandidat Philipp Sieben.

Ebenso deutlich sagt Markus Hamacher seine Meinung zu den vielen „Elterntaxis“ an den Jüchener Schulen: „Ich wohne in der Nähe der Jüchener Grundschule. Das ist einer der Gründe, warum ich gern zu Fuß zur Arbeit gehe: Weil ich mit meinem Auto sowieso nicht aus meiner Einfahrt rauskommen würde, da die morgens zugeparkt ist. Ich bin da ehrlich fassungslos. Ich glaube, das Problem könnte man nur lösen, wenn man an die Menschen appellieren würde: Leute, im Interesse eurer Kinder und auch der anderen Kinder: Lasst das! Minimiert das!“ Außerdem verweist er auf eine existierende Alternative: „Wir haben in Jüchen einen zwar teuren, aber auch sehr guten öffentlichen Personennahverkehr für Schüler.“

Und auch im großen Ganzen möchte der leidenschaftliche Hobbysportler gern aufs Tempo drücken: „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir überall Verwaltung und Vorschriften runterfahren könnten; dass Bauen einfacher wird, dass es schnellere Entscheidungen gibt. Das würde uns allen so gut tun, weil wir viel zu langsam auf Anforderungen reagieren. Das wäre mein größter Wunsch, dass wir einfach als Gesellschaft, als Staat viel schneller und flexibler werden“, formuliert Markus Hamacher abschließend seine Wünsche an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung.

Stichwort Politik: Beim nächsten „Talk auf dem Roten Sofa“ haben die Jüchener Genossinnen und Genossen Hakan Temel zu Gast, den SPD-Kandidaten für das Landratsamt im Rhein-Kreis Neuss. Die Veranstaltung ist für Mittwoch, 25. Juni, 19 Uhr im „Roten Salon“ der Jüchener SPD terminiert.

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